Warum bewegen sich Anleihekurse und Renditen entgegengesetzt?

So hängen Preis und Rendite von Anleihen zusammen – und warum sie sich gegenläufig entwickeln.

Freitag, 20 Mai 2022

Warum bewegen sich Anleihekurse und Renditen entgegengesetzt?

Preise vs. Renditen

Zwischen Anleihepreis und Rendite besteht eine Art Wippe: Steigen Renditen, fallen Kurse – und umgekehrt. Kaufen Anleger:innen keine Anleihen, sinkt der Preis, die Rendite steigt, bis das Papier wieder attraktiv wird.

Anleihen werden zwischen Emission und Fälligkeit am Markt gehandelt, sodass Preise und Renditen laufend angepasst werden. Für vergleichbares Risiko soll es keine „kostenlosen“ Überrenditen geben – ähnlich wie beim Milchkauf, wenn der Laden nebenan günstiger ist.

Beispiel: Zinsen steigen

Anleihe A wird zu 1.000 $ mit 4 % Kupon begeben. Ein Jahr später emittiert dasselbe Unternehmen Anleihe B mit 4,5 %. Niemand zahlt für A noch 1.000 $, wenn er B mit 4,5 % bekommt. Der Kurs von A muss also fallen – auf ca. 900 $. Dann entsprechen 40 $ Kupon einer Rendite von 4,5 %.

Beispiel: Zinsen fallen

Umgekehrter Fall: Anleihe A (4 % Kupon) trifft ein Jahr später auf Neuemission C mit 3,5 %. A wird teurer – auf rund 1.142,75 $ – sodass 40 $ Kupon einer Rendite von 3,5 % entsprechen.

Praxis

Am Sekundärmarkt passen sich Kurse an die aktuellen Zinsen an. Sinkende Renditen bringen Kursgewinne, steigende Renditen Kursverluste. Wer sich gegen Zinsanstiege wappnen will, kann z. B. auf inverse Bond-Fonds setzen.

Preisberechnung

Der Wert einer Anleihe hängt von Laufzeit, Kupon und Marktzins ab. Zur Preisbestimmung werden Barwerte der verbleibenden Zahlungen mit aktuellen Vergleichszinsen diskontiert.

Timing & Strategie

  • Mehr Anleihen vor Rentenbeginn: Sie bieten stabile, wenn auch geringere Erträge als Aktien und polstern Schwankungen ab.
  • Steigende Zinsen: Lieber auf kürzere Laufzeiten oder breit gestreute Anleihefonds setzen – sie reagieren weniger empfindlich.