Kriegsauswirkungen auf die europäische Erholung
Wie Russlands Angriff auf die Ukraine das Wachstum in Europa ausbremsen könnte.
Freitag, 24 Juni 2022
Kernaussagen
- Handelsstörungen und Inflation belasten Unternehmen und Haushalte – der Aufschwung droht zu stocken.
- Besonders betroffen sind Nachbarländer der Ukraine, aber auch andere EU-Staaten geraten unter Druck.
- Politik muss vulnerable Haushalte und Firmen stützen, um Armut und Insolvenzen zu verhindern.
Steigende Energiepreise und Lieferprobleme gefährden die europäische Erholung nach der Pandemie. Laut Modellen der Europäischen Investitionsbank (EIB) könnte Inflation mehr Bürger:innen unter die Armutsgrenze drücken. Für 2022 rechnet die EIB mit weniger als 3 % realem EU-Wachstum (Vor-Kriegs-Prognose: 4 %). Eskalierende Störungen oder neue Sanktionen erhöhen Rezessionsrisiken.
Diese Ergebnisse fasst der EIB-Bericht „How bad is the Ukraine war for the European recovery?“ zusammen. Er analysiert die Auswirkungen auf Haushalte, Unternehmen, Banken und Staaten.
„Preisauftrieb und Unsicherheit schwächen Investitionen und nachhaltiges Wachstum“, betont EIB-Vize Ricardo Mourinho Félix. „Koordinierte Politik ist entscheidend, um Risiken zu mindern.“
EIB-Chefökonomin Debora Revoltella ergänzt: „Der Anteil insolvenzgefährdeter Unternehmen könnte binnen eines Jahres von 10 % auf 17 % steigen – wir brauchen gezielte Maßnahmen.“
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Kostenlos anmeldenArmutsrisiko steigt
Höhere Energie- und Lebensmittelpreise drücken den privaten Konsum EU-weit um rund 1,1 %, mit großen Länderunterschieden. Zentral- und Südosteuropa sind besonders verwundbar, da Einkommen und Ersparnisse niedriger sind.
Während der Pandemie halfen staatliche Programme, Armut einzudämmen – auch jetzt braucht es Schutzschilde für verletzliche Gruppen.
Unternehmen stärker gefährdet
Viele Firmen – vor allem KMU – gehen geschwächt aus der Corona-Krise hervor. Der Krieg verstärkt Risiken durch
- sinkende Exporte,
- Margendruck via Energiekosten,
- schwierigeren Kreditzugang.
EIB-Simulationen: Verlustunternehmen steigen von 8 % auf 15 %, Insolvenzkandidaten von 10 % auf 17 %. Besonders betroffen: Chemie/Pharma, Transport, Agrar. Länder in Grenznähe (Ungarn, Polen, Baltikum) sowie Griechenland, Kroatien, Spanien liegen über dem EU-Schnitt.
Banken & Staatshaushalte
Banken bleiben insgesamt stabil, besitzen aber kaum Puffer für massiv steigende Risiken. Kreditstandards ziehen bereits an – vor allem in Mittel-, Ost- und Südosteuropa.
Staaten müssen mehr ausgeben (Geflüchtete, Entlastungen, Verteidigung) bei schwächerem Wachstum. Budgets an den EU-Außengrenzen geraten besonders unter Druck. Mittel aus der Aufbau- und Resilienzfazilität schaffen Spielraum.
Rolle der EIB
Als Kreditarm der EU finanziert die EIB langfristige Projekte – innerhalb und außerhalb Europas. Sie zählt zu den größten Klimafinanzierern, will bis 2030 Investitionen von 1 Bio. € für Klima & Umwelt mobilisieren und ab 2025 mindestens 50 % ihres Volumens dafür einsetzen. Seit 2020 richtet sie alle Aktivitäten am Pariser Abkommen aus.
Quelle: www.eib.org
Haftungsausschluss
Dieser Artikel ist keine Finanzberatung, sondern ein Beispiel, das auf Studien, Recherchen und Analysen unseres Teams basiert.