Beta in der Finanzwelt

Definition des Beta-Koeffizienten und wie dieser Risikoindikator eingesetzt wird.

Donnerstag, 8 September 2022

Beta in der Finanzwelt

Was ist Beta?

Beta ($\beta$) misst, wie volatil bzw. risikoreich ein Wertpapier im Vergleich zum Gesamtmarkt ist (häufig S&P 500). Ein Beta über 1 signalisiert stärkere Schwankungen als der Markt, unter 1 geringere.

Beta ist zentral im Capital Asset Pricing Model (CAPM), das den Zusammenhang zwischen Marktrisiko und erwarteter Rendite beschreibt.

Berechnung

Statistisch entspricht Beta der Steigung einer Regressionsgeraden: Renditen des Wertpapiers vs. Marktrenditen. Formal:

$\beta = \frac{Cov(R_e, R_m)}{Var(R_m)}$

  • $R_e$: Rendite der Aktie
  • $R_m$: Marktrendite
  • Kovarianz: gemeinsames Verhalten von Aktie & Markt
  • Varianz: Streuung der Marktrenditen

Nur wenn Benchmark und Wertpapier korreliert sind, liefert Beta sinnvolle Aussagen (ein Bond-ETF vs. S&P 500 wäre wenig hilfreich).

Interpretation

Anleger:innen nutzen Beta, um das zusätzliche Marktrisiko eines Wertpapiers abzuschätzen. Voraussetzung: hohe R²-Korrelation zum Benchmark.

Risiko lässt sich in zwei Kategorien teilen:

  • Systematisches Risiko: Marktrisiko (z. B. Finanzkrise 2008) – nicht diversifizierbar.
  • Unsystematisches Risiko: Einzeltitel- oder Branchenrisiko (z. B. Unternehmensskandal) – durch Diversifikation reduzierbar.

Beta-Werte

  • 1,0: Bewegung im Gleichschritt mit dem Markt – reines Marktrisiko.
  • < 1,0: Weniger volatil als der Markt (z. B. Versorger) – senkt Portfoliorisiko.
  • > 1,0: Volatiler (z. B. Tech, Small Caps) – erhöht Risiko, aber auch Renditechance.
  • < 0: Negativ korreliert (z. B. Puts, inverse ETFs, teils Goldminen).

Theorie vs. Praxis

Beta unterstellt normalverteilte Renditen – Märkte liefern jedoch Überraschungen. Ein niedriges Beta kann trotz fallender Kurse vorliegen; ein hohes Beta kann in Aufwärtsphasen attraktiv sein. Beta allein reicht nicht – Fundamentaldaten und Trend sollten ergänzend geprüft werden.

Grenzen

Beta basiert auf Vergangenheitsdaten, schwankt im Zeitverlauf und spiegelt kurzfristige Volatilität wider. Für langfristige Prognosen ist es nur begrenzt tauglich.

„Gutes“ Beta?

Hängt vom Ziel ab: Indexnachbildung ⇒ Beta ≈ 1; Kapitalerhalt ⇒ Beta < 1; Renditehebel im Bullenmarkt ⇒ Beta > 1 (mit mehr Verlustpotenzial im Abschwung).

Viele Expert:innen sehen Beta als groben Indikator, nicht als vollständiges Risikomaß – Unternehmensqualität und Wachstum bleiben entscheidend.

Kernaussagen

  • Beta misst systematisches Risiko relativ zum Markt.
  • Liefert nur eine Annäherung, welchen Risikobeitrag ein Wertpapier zu einem diversifizierten Portfolio leistet.
  • Nur bei passender Benchmark sinnvoll.
  • S&P 500 hat Beta 1,0; Werte darüber/unten bewegen sich stärker/schwächer als der Markt.

Quelle: www.investopedia.com